Amt Arensharde Mobil

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Schwerhörig – Isoliert – Ausgegrenzt

26. Januar 2012, von «Kurt Tomaschewski»

Das menschliche Ohr ist ein sehr kompliziertes und empfindliches Organ.

Es lässt uns in Zusammenarbeit mit dem Gehirn Töne und Geräusche hören. Die Fähigkeit des natürlichen Hörens kann sich durch verschiedene Ursachen verringern oder sogar ganz schwinden.


Wird die Schwerhörigkeit z. B. durch eine Verletzung des Mittelohrs, das ist der Teil des Ohres, der von außen gesehen vor dem Trommelfell liegt, oder wird das Trommelfell selbst verletzt oder beschädigt, kann in vielen Fällen eine Operation die Hörfähigkeit wieder herstellen.


Anders sieht es bei der Innenohrschwerhörigkeit, das Innenohr liegt hinter dem Trommelfell zum Inneren des Kopfes, aus. Im Innenohr befinden sich mikrokleine Haarzellen, die die Tonschwingungen des Trommelfells als Impulse an das Gehirn weiterleiten. Die dafür zuständigen Gehirnzellen wandeln diese Impulse zu Tönen um. Wir hören Töne und Geräusche.
Durch vielfältige Ursachen können die so wichtigen Innenohrhaarzellenbeschädigt werden oder absterben. Das ist u. a. bei zunehmendem Alter der Fall. Die abgestorbenen Haarzellen erneuern sich nicht von selbst, auch nicht durch medizinische Mittel.


Eine Heilung ist – bei derzeitigem Stand – nicht möglich. Nun beginnt gewissermaßen für die schwerhörige Person das Drama. Bei Gesprächen wird immer häufiger nachgefragt. Die Familie und der Freundeskreis reagieren zunächst mit Erstaunen. Dann werden bei Fragen falsche Antworten gegeben, und letztlich reagiert die schwerhörige Person nicht mehr auf Fragen oder Ansprache. Bis es jedoch soweit ist, vergeht oft ein langer Zeitraum, in dem der Partner, die Kinder und andere Familienmitglieder sowie Freunde häufig ungeduldig und unwirsch reagieren.


So manche Frage wird gar nicht erst gestellt, so manche Unterhaltung gar nicht erst geführt. Schweigen auf beiden Seiten.


Die schwerhörige Person schämt sich, die Ausgrenzung, das Abseits für sie wird immer stärker spürbar. Der Zeitpunkt für Hilfe, für ein oder sogar zwei Hörgeräte, ist gekommen.


Waren vor einigen Jahren die Hörgeräte noch so groß, dass sie beim Tragen nicht zu übersehen waren, so hat auf diesem Gebiet die Technik rasante Fortschritte gemacht. Geräte der heutigen Generation sind teilweise so klein, dass man sie erst beim genauen Hinsehen erkennt. Auch das Leistungsvermögen der Hörgeräte wurde enorm verbessert.
Bei typischer Altersschwerhörigkeit werden die hohen Töne abgeschwächt oder gar nicht gehört. Bis zur völligen Taubheit sind dann, immer mehr abnehmend, nur noch die tiefen Töne hörbar. Bei der alten „Hörgerätegeneration“ (man nennt sie analoge Hörgeräte bzw. spricht von analoger Technik) mit dem Schalter für ein bis vier Einstellmöglichkeiten, wurden lediglich die tiefen Töne je nach Schaltstufe verstärkt und lauter hörbar gemacht.


Die neue Generation der Hörgeräte in digitaler Technik kann sowohl hohe als auch tiefe Töne unterscheiden und hörbar machen. Die digitalen Hörgeräte werden wie ein Computer programmiert. Das Innenleben eines digitalen Hörgeräts ist ein „Computer in Miniformat“.
Bei den neuen Hörgeräten unterscheidet man grundsätzlich zwei Typen, das Hinter-Ohr-Gerät oder das Innen-Ohr-Gerät, das zum Tragen in den Gehörgang eingeführt wird.

 
Hat man sich für ein Gerät entschieden, sollte man mit dem Fachgeschäft eine Probe-Tragzeit vereinbaren. In allen guten Fachgeschäften ist eine Probezeit von bis zu drei Monaten üblich. Sollte sich während dieser Zeit herausstellen, dass das Gerät nicht den Erwartungen entspricht, kann es zurückgegeben werden, ohne dass für die Träger Kosten entstehen.
Ein zufriedenstellendes Hören ist auch mit modernen Geräten erst nach längerer Zeit zu erreichen, da das Gehirn erst wieder lernen muss, die lange nicht mehr gehörten Töne wieder hörbar zu machen.


Ein großes Problem ergibt sich, wenn beidseitig Hörgeräte im Ohr getragen werden müssen. Da die Geräte wie Ohrstöpsel wirken, kann die Trägerperson nicht erkennen, wie laut sie sprechen muss. Dieses kann man nachempfinden, wenn man sich selber einmal die Ohren „verschließt“. Die eigene Stimme wird als sehr laut empfunden, obwohl dieses nicht so ist. Der Hörgeräteträger ist verunsichert. Ich habe es immer wieder erlebt, dass in der Anfangstragezeit der Gesprächspartner, der normal gut hört, sagte: „Könntest Du etwas lauter sprechen.“


Für Träger mit zwei Innen-Ohr-Geräten ist eine längere Gewöhnungszeit erforderlich. Über eine weitere Tatsache sollten sich künftige Träger von modernen kleinen Innen-Ohr-Geräten im Klaren sein, ganz unsichtbar sind sie beim Tragen nicht. Im Fachgeschäft werden wirklich sehr kleine Geräte gezeigt, die, würde man sie in den Gehörgang stecken, nicht sichtbar wären. 
Da dieses jedoch nur das Teil des Hörgeräts ist, das die Technik zum Hören enthält, ist noch ein Geräteträger – der Abdruck vom Gehörgang – erforderlich, in den die Technik eingebaut werden muss. Das komplette Hörgerät ist letztlich doch etwas sichtbar.


Auch über eine weitere Tatsache müssen sich Hörgeräteträger im Klaren sein. In den Herstellerprospekten wird häufig der Eindruck erweckt, man kann alle Gespräche wahrnehmen, die Geräte würden alles automatisch regeln, und die Enttäuschung bei Unterhaltung und Gesprächen in größeren Gruppen und Gesellschaften ist groß, weil man doch nicht so gut alle Worte hört und versteht. Das liegt aber nicht an den Hörgeräten, sondern am natürlichen Hörvermögen des Menschen. Auch normal hörende Menschen können, wenn durcheinander und auch noch laut geredet und gesprochen wird, nur noch Lärm oder Wortfetzen hören. Bestenfalls versteht man gerade noch eine Person, die in der Nähe steht.


Grundsätzlich sollte die Sichtbarkeit eines Hörgerätes nicht davon abhalten, dieses zu tragen, denn wieder an normalen Gesprächen teilnehmen und teilhaben zu können, ist ein großes Stück Lebensqualität und unbezahlbar. Man ist nicht mehr ausgegrenzt.

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